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Willkommen im Noble Team!


Es ist der letzte große Auftritt von Bungie im Halo-Universum. Es soll der Abschluss einer großen Saga werden, die vor allem hinsichtlich der Mehrspieler-Duelle den Xbox Live-Service definiert hat. Man möchte sich mit einem Feuerwerk vom Master Chief, orbitalen Verteidigungstruppen und Spartans verabschieden. Kann eine der erfolgreichsten Exklusiv-Serien auf Microsoft-Konsolen mit Würde und Anstand in Rente gehen?

Die Geschichte einer Tragödie


Wie der Film Titanic hat Halo: Reach ein großes Problem: Da das Spiel den Epilog zur Halo Trilogie darstellt ist nämlich klar, dass der Planet Reach fällt und das Noble Team stirbt. Klingt nicht als ob es sich lohnen würde vor diesem Hintergrund eine spannende Geschichte zu erzählen. Jedoch schafft es Bungie durch eine klasse Inszenierung den Spieler die etwa 9-stündige Kampagne an den Bildschirm zu "fesseln".
Die Grafik
Grafisch bewegt sich das Spiel auf durchaus gutem Niveau, jedoch zieht es im Vergleich zu Konkurrenten wie Battlefield: Bad Company 2 den kürzeren. Die Texturen sehen nun jedoch deutlich schärfer aus und die Details sind zahlreicher als noch in Halo 3. Es sind aber weniger die grafischen Momente, sondern die "Bombast- Momente" die Halo schon immer ausgemacht haben. So nun auch im neusten Ableger: Es ist einfach episch wenn sich riesige Flotten von Raumschiffen am Horizont bekriegen. Während der Vorgänger damals nur auf 640p lief und auf 720p hochskaliert wurde, gibt es in Halo Reach nun auch die 1080p Unterstützung.
Wie spielt es sich?
Eins vorweg: Halo ist immer noch Halo! Es gibt zum Beispiel wieder die einzigartige Energie-Schild Kombination. So wird unter Beschuss anfangs nur das Schild geschädigt, welches sich jedoch in Deckung automatisch wieder auflädt, erst danach verliert der Spieler Lebensernergie die von Medipacks manuell geheilt werden muss. Wer die Steuerung von Ego-Shootern auf der Konsole kennt kommt sofort zurecht. Die Missionsziele sind Shooter-typisch gehalten, durch die exzellente Wahl der Schauplätze ensteht jedoch immer ein anderes Szenario. Auch die Auswahl der Missionen ist breit gefächert, von Schleichmissionen über Evakuierunungen von Zivilsisten bis hin zu den komplett neuen Wing-Commander Missionen. Zudem sind alle Missionen im Koop Modus spielbar, sowohl im Splitscreen als auch über Xbox Live. Leider passt sich der Schwierigkeitsgrad hierbei nicht dynamisch an, so ist selbst schon zu dritt der normale Schwierigkeitsgrad viel zu leicht. Die künstliche Intelligenz der Gegner ist Halo-typisch sehr fortschrittlich, Gegner versuchen den Spieler zu flankieren und greifen bei niedriger Energie nochmal besonders hartnäckig an. Dies kann man von der deutschen Sprachausgabe hingegen leider nicht behaupten, die ist nämlich fast schon serientypisch ein Manko. Neu sind neben zahlreichen neuen Waffen und Fahrzeugen die Spezialfähigkeiten, die im Singleplayer an bestimmten Koffern im Level und im Mehrspielermodus im Respawn wählbar sind. Insgesamt gibt es davon fünf Stück die unter anderem ein Jetpack oder die Unsichtbarkeit.

Eine typische Mission in Halo: Reach

Ab Ende März 2011 erhältlich, die drei neuen Multiplayer-Karten im Defiant Map-Pack. Kosten für den Spaß sind etwa 9 Euro.

Einsteiger-Qualität: sehr gut
Fortgeschrittenen-Qualität: sehr gut
Grafik: noch gut
Story: gut
Spielspaß: sehr gut
Multiplayer: sehr gut
Vielfalt: sehr gut
Preis: 59.99€
Preis/Leistung: gut
Gesamtnote: sehr gut

Das Multiplayer-Erlebnis
Als Abschiedsgeschenk serviert Bungie seinen Fans mit Reach noch einmal ein umfangreichen Multiplayer. Selbst wenn jemand die Maps nicht mag, überlassen die Entwickler ihm die Möglichkeit mit dem Level-Editor jede Menge eigener Karten zu erstellen. Wer auf das Freischalten und Aufrüsten neuer Waffen Wert legt hat, wird dazu leider keine Möglichkeit haben, denn laut Bungie ist die wichtigste im Grundrezept der Serie nach wie vor die Chancengleichheit. Auch Halo Reach hält sich an die Tradition: Mit in den Matches verdienten Credits darf man sich zwar neue Rüstungsteile kaufen, doch anders als bei Call of Duty: Black Ops oder Battlefield: Bad Company 2 sind die Extras rein kosmetischer Natur. Die Spielstärke wird im Hintergrund nach wie vor vom TrueSkill-System bewertet, mit welchem die Spielersuche gleichstarke Gegner ermittelt. Sichtbar sind aber nur die in Matches verdienten Credits, der sich daraus ergebende Rang sowie Auszeichnungen für besonders viele Nahkampf-Kills usw. is zu 16 Spartans oder auch Elites beharken sich auf den Schlachtfeldern. In den Spiellisten gibt es natürlich allerlei Variationen klassischer Modi wie Team-Deathmatch, einen Bomben-Angriff, Kampf um die Flagge, Hügelkönig, Territorien, die Jagd nach dem Punkte bringenden Odball, den Kampf gegen einen übermächtigen Moloch, Mongoose-Rennen und den »Infektion« getauften Zombie-Modus, bei welchem andere Mitspieler infiziert werden. Außerdem haben sich die Entwickler ein paar spannende neue Spielvarianten ausgedacht. Die Maps sind hier architektonisch und grafisch sehr verschieden und bieten abwechslungsreiche Unterhaltung. Wem die mitgelieferten Karten nicht genügen, darf sich außerdem in der »Schmiede« austoben: Der rudimentäre Karten-Editor aus Halo 3 wurde massiv verbessert. Vorgegeben sind nur die Grundstrukturen, welche auf den vorhandenen Maps basieren: Hintergründe, große Gebirgszüge und Gebäude lassen sich nicht abreißen - davon abgesehen darf ich meiner Kreativität aber freien Lauf lassen. Ich platziere allerlei vorgefertigte Gebäude, versehe sie mit kleinen Stegen, Sprungschanzen und Scharfschützennestern. Auch Felsen, Waffen, Fahrzeuge und ein paar Deko-Objekte stehen im Katalog zur Verfügung - allerdings nur so lange, bis das Budget für die jeweilige Map aufgebraucht ist. Ein wahres Highlight ist wieder der in ODST eingeführte Arcade-Modus »Feuergefecht«, in welchem eine Gegnerwelle nach der anderen die bis zu vier Spartans überrennt. Am meisten Spaß macht die Massenschlacht natürlich zu viert. Neuerdings bin ich endlich nicht mehr darauf angewiesen, dass meine Freunde online sind, denn in Reach kann ich mir per Spielersuche Mitstreiter vermitteln lassen.
Ist Reach ein würdiger Nachfolger?
Bungie verabschiedet sich von Halo mit einem Feuerwerk. Mehr als acht Jahre, nachdem man mit dem Master Chief eine Spiele-Ikone geschaffen, ein hochinteressantes SciFi-Universum entwickelt und die Xbox-Ära maßgeblich definiert hat, hat man sich noch einmal richtig ins Zeug gelegt, Änderungen eingebracht und verdammt gute Entscheidungen getroffen. Die Story erzählt den "Ursprung" von Halo 1 sehr stimmungsvoll nicht mehr nur über die nach wie vor häufig blass bleibenden Figuren, sondern nutzt die Kraft epischer Schlachten. Hinzu kommen inhaltliche Erweiterungen, die die Action alter Schule komplettieren: Weltraumgefechte, Railshooter-Einlagen, Luftkämpfe, auswechselbare Spezialfähigkeiten oder Team-Unterstützung auch für Solisten. Das alles sorgt für ein unheimlich rundes und verdammt unterhaltsames Action-Erlebnis, das allerdings trotz aller Verfeinerungen einen Tick zu rustikal bleibt. Während das Genre in den letzten Jahren versucht hat, sich neu zu definieren, ist sich Halo im Positiven wie im Negativen immer treu geblieben - das ist mit Reach nicht anders und zeigt sich auch in der Engine. Die kann trotz einiger starker Momente technisch nicht auf ganzer Linie begeistern. Im Gegenzug kann man sich aber auf eine stabile Bildrate sowie einen optimalen Netzcode für Mehrspieler-Duelle verlassen. Angefangen von der kooperativen Kampagne über das stark erweiterte Feuergefecht bis hin zu den neuen und alten Online-Fragfesten, sind sie das Aushängeschild von Halo. Und in diesem Bereich enttäuscht man ebenso wenig wie bei der runderneuerten "Schmiede", dem überaus mächtigen Welten-Editor. Als Abschluss einer Saga ist Reach erzählerisch gelungen, inhaltlich überzeugend und im Mehrspieler-Bereich ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

JK
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